Home Sweet home

„Back in black“, dachten sich die koreanischen Benediktiner und eröffneten das Morgengebet diese Woche in ihrem kleinen Schwarzen (Mönchsgewand). Die letzten Wochen war ihr Outfit noch strahlend weiß, doch diese Roben verwenden sie nur in den Sommermonaten, um die Hitze besser ertragen zu können. In den restlichen drei Jahreszeiten wird klassisch-benediktinisches Schwarz getragen. Ganz der Benediktsregel entsprechend, passen sich die Mönche hier den klimatischen Bedingungen an.

Und auch wenn wir scheinbar in den Herbstmonaten angekommen sind, komme ich weiterhin ins Schwitzen, gerade bei der körperlichen Arbeit. So wurde diese Woche ein Baum für Bruder Romano angeliefert, damit dieser seine Werkstatt im Winter heizen kann. Zusammen mit einem anderen Gast schnitten wir die groben Stücke mit der Motorsäge klein, um diese dann mit einer Gerätschaft weiter zu spalten. Hierzu legt man ein Holzscheit in die Mitte, ein Motor drückt diesen gegen das spitze Dreieck und das Scheit platzt mittig auf. Nicht ganz so ästhetisch wie im Muscle Shirt und mit Axt bewaffnet, aber allemal einfacher.


Nun gibt es genug Holz, damit Bruder Romano nicht mit zitternden Händen an seinen Büchern arbeiten muss. Diesmal durfte ich ihm helfen ein Buch zu heften, mit einer sogenannten Heftlade. Dabei durchlöchert man zuerst einige Seiten Papier, um sie danach mit Nadel und Faden aneinanderzubinden. Nun kann das selbstgemachte Gästebuch eingeweiht werden.


Und auch altes Leder durften wir für die 100-Jahr- Ausstellung einer Pfarrei reinigen. Mit speziellem Wachs sollte ich „auftragen rechte Hand, polieren linke Hand“. Ob ich nach meinen drei Monaten Korea bereits Karate beherrsche? („Aber Mr. Miyagi war doch Japaner und nicht Koreaner, wenn überhaupt, lernst du hier Taekwondo.“ – Klugscheißer).


Über eines wird sich Mr. Miyagi hier bei seiner Autosammlung definitiv freuen. Das Benzin ist hier ordentlich billig und kostet (natürlich je nach Gegend) nicht mehr als einen Euro. In Europa kaum mehr vorstellbar.

Doch kommen wir zu dem heutigen Hauptthema, dem Wohnen. In Seoul konnte ich bisher kaum Zeit verbringen, doch fallen einem bei der Fahrt in die Stadt eine Unmenge an Wohn-Hochhäusern auf. Nun mag das in einer fast 10-Millionen-Stadt wenig verwundern, doch selbst die kleine Stadt Waegwan verfügt über eine Vielzahl dieser Hochhäuser. Die Erklärung ist schnell gegeben, so besteht etwa 70% der koreanischen Landfläche aus Gebirge. Die kleinen grünen Berge werden nur durch wenige Landflächen durchbrochen, die aufgrund der hohen Einwohnerzahlen dementsprechend hoch bebaut werden müssen. Die Stadtkulisse ähnelt also oft diesem Bild.

Doch in weniger belebten Zeiten lebte es sich stilvoller. Unweit vom Kloster entfernt befindet sich die Maewon Village, ein altes Dorf aus dem 19. Jahrhundert, als die Clan-Struktur noch die koreanische Gesellschaft prägte. Heute werden die Gebäude von Privatpersonen oder als Hotels benutzt. Gebaut nach dem Feng-Shui Prinzip, strahlen die Häuser eine Würde aus, die eine kleine anonyme Wohnung in einem Häuserkomplex nie erreichen kann, so viel technischen Luxus sie auch bieten mag.



Und statt Beton und Asphalt ist dort noch Natur zu finden, wie ein Meer an Lotuspflanzen.


Diese Naturverbundenheit zeigt sich auch in den dörflichen Ritualen. So wurden diese am Songdan Altar ausgeführt, um Unglück von den Bewohnern abzuwenden. Der Name bedeutet dabei Kiefernaltar, da die Bäume in der buddhistischen und konfuzianischen Tradition als heilig angesehen wurden.


Na jetzt will ich aber auch nicht zu viel romantisieren. Über meine Klimaanlage im Zimmer bin ich schon ziemlich froh, geschweige denn von meiner Toilettenspülung. Man muss ja nicht immer auf die Moderne schimpfen.

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