Katzenkaffee!

Abschiede in Waegwan, Touristenattraktionen in Seoul, Präsidentschaftswahl in Amerika, Regierungsende in Deutschland - wen kümmert dieser Unsinn schon, wenn er Katzen in Kaffees haben kann?

Kann sich noch jemand an meinen zweiten Blogeintrag in Korea erinnern? Ich verlor beim Armdrücken gegen Bruder Lukas, einem älteren, aber zähen koreanischen Mönch. Am Sonntag hätte es zu einem Rückkampf kommen sollen. Meinen Biceps habe ich gestählt und dem Bruder regelmäßig meine Fortschritte gezeigt und so war ich am Sonntag geistig und körperlich auf die mächtige Schlacht vorbereitet. Doch er war… nicht da… Bei der kollektiven Verabschiedung der Gemeinschaft suchte mein Blick stetig nach dem verlorenen Bruder, doch er war nicht zu finden. Kurz vor meiner Abfahrt wurde an meine Tür geklopft. Es war Bruder Lukas! Seine Mutter wurde tags zuvor ins Krankenhaus gebracht und so verbrachte er den Abend bei ihr. Das Schicksal selbst verhinderte also unseren Kampf. Ein Grund mehr nach Korea zurückzukehren!

Und natürlich habe ich mich ausführlich von allen Mönchen verabschiedet. Waegwan war eine große Freude, die drei Monate vergingen schneller als je zuvor. Und da mir die Mönche das Versprechen abgerungen haben mit Frau und Kindern zurückzukehren (für einen Katholiken gibt es wohl nur die Wege Geistlicher oder Familienvater) gilt es diesen Lebensschritt umso schneller zu gehen.

3 Tage hatte ich für Seoul. Für die Megastadt sicherlich zu wenig, daher habe ich mich auf die interessantesten Aspekte konzentriert: Krieg! (Wird mir dieser Block eigentlich irgendwann mal zum Verhängnis?) In Waegwan wurde mir das Seodaemun-Gefängnis empfohlen. Gebaut von den Japanern, als diese Korea zu Beginn des 20. Jahrhunderts kolonialisierten, sollten dort hauptsächlich Oppositionelle eingesperrt werden. Und die Japaner waren in ihrer Herrschaft nicht gerade zimperlich, die Gefangenen wurden neben der Zwangsarbeit auch gefoltert und gehängt. Doch heldenhaft hielten den Koreaner dem stand und kämpften für ihre Freiheit (so die koreanische Darstellung). Nach der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg wurde (zumindest der Süden) „befreit“, wobei der Präsident autoritär genug blieb um das Gefängnis noch Jahrzehnte weiter zu betreiben um dort die eigenen Oppositionellen einzusperren. Das wird auf den Infotafeln des Gefängnismuseums zwar nicht verschwiegen, aber selten thematisiert. Die fremde Diktatur scheint stets demütigender zu sein als die eigene.


Danach folgte das War Memorial of Korea. Dabei ist der Titel ganz wörtlich gemeint, das Museum beginnt nämlich bei Stock und Stein. Jetzt will ich mich nicht zu lange mit der Geschichte Koreas aufhalten, Krieg gab es viel und oft, wie bei jedem anderen Volk. Nur so viel: laut einem Sprichwort waren drei Mann ausreichend um einen sibirischen Tiger zu töten. Kampfstärke und Kooperation schien den Soldaten wichtig zu sein.



Das Hauptaugenmerk des Museums liegt dennoch auf dem Koreakrieg, der weiterhin als heldenhaftes Ereignis verehrt wird. Auch dazu hatte ich schon viel geschrieben, nur zwei weitere Kleinigkeiten. Im Laufe des Krieges sendete China bis zu drei Millionen Soldaten gegen die südlichen Truppen in den Kampf, doch diese waren teils so schlecht ausgestattet, dass diesen Flöten und Trommeln (statt Waffen) gegeben wurden, um bei einem Kampf Krach zu machen. Dadurch sollten die chinesischen Truppen als bedrohlicher dargestellt werden, doch ihre Anzahl allein reichte für eine Teilung der koreanischen Halbinsel.

Deutschland war auch im Krieg beteiligt (die DDR natürlich nicht), allerdings nur mit medizinischer Versorgung.

Ein wenig koreanische Kultur gab es noch im Gyeongbokgung Palast und dem Bongeunsa Tempel. Jetzt will ich nicht zu zynisch klingen, aber die Paläste und Tempel ähneln sich doch alle sehr. Weiträumige Flächen mit (vergleichsweise) kleinen Gebäuden, alle im üblichen Baustil. Fühlen sich die Asiaten genauso, wenn sie deutsche Schlösser und Kirchen besichtigen? Ich habe das Gefühl, die deutsche Geschichte bietet in ihren Baustilen mehr Varianz. Zumindest die große Buddhastatue hat mir gefallen.


Und wo wir schon bei europäischen Baustilen sind. Die Myeong-Dong Kathedrale zeigt deutlich woran sie sich orientiert. Das koreanische Christentum ist stark europäisch geprägt. Ob es irgendwann eine Kirche im Stile der Tempel geben wird? Diese Varianz würde ich befürworten.


Ein kulinarisches Erlebnis wollte ich auch noch erleben: den Kugelfisch. Der potenziell giftige Fisch muss ordentlich zubereitet werden, um sich an seinem Verspeiser nicht mit Mord zu revanchieren. Doch dreißig Meter bevor ich das Restaurant erreichte, fuhr ein Krankenwagen an eine kleine Klinik um dort seine Trage auszuladen. Darauf befand sich ein alter Mann, mit offenem Mund, bewegungslos und mit Tuch über den Augen. War das eine Leiche? Scheiße, man, ich bin ja nur selten abergläubisch, aber da soll ich einen giftigen Fisch verspeisen, nachdem ich zum ersten Mal eine (vermeintliche) Leiche gesehen habe? Kurz in Panik, trat ich an das Aquarium bei der Eingangstür und forderte den Fisch heraus: „"Ich werde deinen Körper zermalmen! Nicht eine Faser deines Körpers wird zu finden sein, nirgendwo auf dieser Welt!" (ein Zitat aus dem Film Oldboy) und bestellte so mein Menü. Der Fisch wurde auf allerlei Arten serviert. Als Sashimi, frittiert und gegart in Suppenform. Der Geschmack ist durchaus als einzigartig zu erkennen (es schmeckt nicht nach Hühnchen), ist aber an sich nicht sehr besonders im Vergleich zu anderem Fisch. Und dennoch muss ich erwähnen, dass der Reisbrei mit kleinen Kugelfisch-Stücken ganz hervorragend war. Hier kam der Geschmack für mich am besten in Geltung. Lasst euch also nicht von den Toten abhalten und esst Kugelfisch.



Einen weiteren Überblick über die Stadt gewährte mir Seoul Sky im Lotte World Tower. Nach dem Seoul Tower keine gänzlich neue Erfahrung, aber wieder schön zu sehen.

Das Nachtleben konnte ich in der Partymeile Hondae weiter auskosten. Der erste Club verbot mir den Eintritt mit den Worten „Nur für Koreaner“, aber beim zweiten hatte ich mehr Glück. Neben dem amerikanischen Pop wird dort natürlich auch K-Pop gespielt, zu dem es sich genauso gut tanzen lässt. Doch der waegwansche Tagesablauf steckte mich noch in den Knochen und so verließ ich die taghell-erleuchtete Straße gegen 1 Uhr.

Der Besuch ließ mich etwas ermüdet zurück, sodass ich das National Museum of Korea nicht in vollem Umfang genießen konnte und so spazierte ich lieber am Hangdang vorbei um meine Zeit in Korea enden zu lassen.



Nach 13 ½ Stunden Flug erreichte ich wieder die Heimat und habe nun ein paar Tage Erholung, bis am 25. meine Abschlusswoche im gelobten Land – der Schweiz – beginnt. Meine Klosterzeit ist fast vorbei. Ich kann es noch nicht wirklich fassen…

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