Zum Ende der Welt und zurück
Als ich mich Ende November von meinem ältesten Freund
verabschiedet hatte, einigten wir uns auf regelmäßige Telefonate, da sich ein Kurzbesuch
nicht mehr so einfach umsetzen lässt. Ein wenig hatte ich die Sorge, nach ein
paar Wochen nichts mehr erzählen zu können. „Na ja, ich war beten und arbeiten
und lesen“ (wie es das benediktinische Motto ausdrückt), „und was hast du so
unternommen?“. Doch nachdem ich bei unserem letzten Telefonat wieder
ausführlich über meine Ausflüge, Erlebnisse und Erkenntnisse berichten konnte,
kam mein Freund zu dem Schluss, „bei dir scheint ja mehr zu passieren als bei
mir“.
Und das gilt auch wieder für diese Woche. Am Mittwoch war
Pater Philipp so freundlich, mich nach Engelberg mitzunehmen – dort lebt sein
geistiger Begleiter, welchen er etwa alle zwei Monate aufsucht. Die Autofahrt
war wieder einmal mit meinen Fragen zur Religion und dem Mönchstum gefüllt.
Statt dem direkten Weg, nahmen wir einen kleinen Umweg in
Kauf, um die Geburts- und Wirkungsstätte von Bruder Claus zu besuchen. Der
Nationalheilige der Schweiz verließ seine Frau und Kinder für eine kleine
hölzerne Zelle und der Nähe zu Gott. Seine Zelle mit angebauter Kapelle kannst
du hier sehen, werter Leser:
Nach ausführlicher Besichtigung setzten wir unsere Fahrt zum Kloster Engelberg fort. Die Klosterkirche und den Ort konnte ich nach kurzer mittäglicher Stärkung erkunden und kam auch dem „Ende der Welt“ nahe – ein Restaurant, umgeben von einer Bergkette, die kein Vorankommen ermöglicht.
Am Freitag durften wir Klosterzeitler zusammen mit einigen
jungen Mönchen das Kloster Muotathal besuchen. Die dortige Frau Mutter
präsentierte und die Historie der Franziskanerinnen-Gemeinschaft und nach einem
gemeinsamen Gebet und Abendessen bereiteten wir uns auf den Abend vor. Etwa 40
Jugendliche waren im Rahmen ihres Religionsunterrichts angereist und die
Berufungsgeschichten der jungen Einsiedler Mönche und auch von uns
Klosterzeitlern zu hören. Auch wenn sich während dem Vortrag noch eine
schüchterne Zurückhaltung zeigte, konnten noch einige Fragen bei gemeinsamem
Tee und Kuchen besprochen werden.
Doch neben all den Ausflügen blieb auch noch ein klein wenig Zeit für die Arbeit. Nachdem meine Wikipedia-Recherchen nahezu abgeschlossen sind, übertrug Pater Thomas Pascal und mir die Langzeit-Aufgabe, die alten und teils verwitterten Bänke des Herrengartens zu sanieren. Da die Sitzmöglichkeiten jahrelang der Witterung ausgesetzt waren, müssen wir diese zuerst abschleifen und danach ölen. Das ist zwar eine langwierige Arbeit, aber unglaublich motivierend, die strahlend polierte Bank zu sehen, nachdem sie zuvor gräulich-grün vor sich hin faulte. Die Handarbeit fühlt sich nach regelrechtem männlichem Schaffen an. Hatte ich nicht letzte Woche davon geschrieben, dass ich immer das bekomme, was ich gerade brauche…
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