My Ghostly Heart

Der letzte Monat ist angebrochen. In vier Wochen werde ich einen letzten Blick auf die Einsiedler Klosterkirche werfen und meine Klosterzeit beenden. Auch Korea werde ich bald verlassen, in etwa 11 Tagen.

Ich fühle mich energielos. Mich erinnert das ein wenig (und wirklich nur ein klein wenig) an Solschenizyns Archipel Gulag. Die verurteilten Russen mussten in ihren Arbeitslagern Unmenschliches ertragen und habe ihre Qualen Jahre durchgehalten. Doch sobald sie die Entlassungspapiere in Händen hielten und in einer kleinen Behausung saßen, starben viele an der leichtesten Erkältung. Solschenizyn erklärt dies damit, dass sie die Jahre in einem Zustand des Kampfes erlebt haben, alles ertragen, nur überleben, doch sobald das vergleichsweise gemütliche Alltagsleben zurückkehrt, zerfällt der Körper mit seinen angestauten Leiden. Mit anderen Worten: Tod durch Ziellosigkeit.

Eigentlich hat sich für mich nichts geändert und trotzdem schweifen meine Gedanken noch mehr ab als sonst, ich kann im Gym nicht mehr ansatzweise das Durchhaltevermögen zeigen wie zuvor und selbst repetitive Arbeit fällt mir schwer. Bei dem Verpacken einiger Kerzen für den Klosterladen fielen meine Blicke andauernd auf die Uhr.

Doch auch das soll mir eine Lektion sein. Als ich nach Korea kam, hatte ich ein Ziel. Ich wollte die fremde Kultur entdecken, den koreanischen Umgang mit dem Christentum kennenlernen und (nachdem ich das Fitnessstudio entdeckt habe) stärker werden. Das habe ich nach meinen Maßstäben erreicht, doch damit waren meine Ziele abgeschlossen. Es gibt hier nichts mehr zu tun und es wird Zeit weiterzuziehen.

Und ein weiteres Buch hat mich auch auf die Gefahren dieser Übergangszeiten aufmerksam gemacht. Wie gesagt, schweifen meine Gedanken ab und ich spekuliere über die Zukunft. Inzwischen bin ich positiv genug um mir Gutes auszumalen, doch dabei besteht die Gefahr der Utopie, wie sie der große Gatsby gegenüber seiner alten Jugendliebe empfand.

„As I went over to say good-by I saw that the expression of bewilderment had come back into Gatsby's face, as though a faint doubt had occurred to him as to the quality of his present happiness. Almost five years! There must have been moments even that afternoon when Daisy tumbled short of his dreams—not through her own fault, but because of the colossal vitality of his illusion. It had gone beyond her, beyond everything. He had thrown himself into it with a creative passion, adding to it all the time, decking it out with every bright feather that drifted his way. No amount of fire or freshness can challenge what a man will store up in his ghostly heart.“

Meine Zukunft mag groß sein, aber es gilt kleine erreichbare Ziele zu definieren. Sobald ich zurück bin, werde ich mir eine Arbeit suchen. Bis ich diese habe, werde ich in hoher Regelmäßigkeit joggen (meine Ausdauer ist miserabel), mich gesund ernähren und meinen Kaffeekonsum reduzieren. Klingt doch alles ziemlich machbar. Damit lässt sich arbeiten.

Kommentare

Beliebte Posts