The End is near

Noch 3 Wochen. Noch 3 Wochen in Waegwan, 3 Tage in Seoul und mein Flug führt mich zurück nach Deutschland. Doch kommen wir zuerst zu dieser Woche.

Bruder Romano erhielt den Auftrag, die Gesangsbücher der Klosterkirche zu reparieren, da die Umschläge Gebrauchsspuren aufwiesen. Mein bibliophiles Herz konnte es schwer ertragen, wie wir die Seiten aus dem Buchrücken rissen, um danach den Lederumschlag von der Pappe zu schneiden. Doch nach einigem Kleben und Pressen dürfte Bruder Romano die Bücher wieder einsatzfähig gemacht haben.

Der endgültigen Reparatur konnte ich nicht beiwohnen, da ich am Freitag freibekam, um am Samstag bei der Reis-Abfüllung zu helfen. Zu den vielen Betrieben des Klosters gehört auch ein eigenes Reisfeld, welches vor 7 Tagen abgeerntet wurde und sich nun in 10 und 20 Kilogramm Säcken wiederfindet. Kartons vorbereiten. Säcke von der Maschine befüllen und zunähen lassen und in die Kartons packen. Kartons zukleben und im Lieferwagen verstauen. Stunde um Stunde verging (ich weiß nicht, wie viele Tonnen wir verarbeiteten), doch wurden wir regelmäßig versorgt, mit diesem umfangreichen Mittagstisch, Kaffee und koreanischen Backwaren.





Als Belohnung für unsere Arbeit gingen wir mit einem Bruder koreanisches Roast beef essen. Fleischstück um Fleischstück füllte ich meinen Bauch, bis ich mich wie Mr. Creosote aus dem alten Monty Python Gang fühlte. Welch schmerzhafter Genuss!

Um nicht gleich auf vollem Magen schlafen zu gehen, führte uns ein kleiner Spaziergang auf die örtliche Staudamm-Brücke. Die hübschen Herzen an den Geländern waren mir schon früher aufgefallen, doch verblasste ihr Charme, nachdem Bruder Michael diese übersetzte. Die Botschaft lautet in etwa: Das Leben ist ein Wunder, genauso wie du und es wird eine Hilfshotline angeboten. Korea hat eine erstaunlich hohe Selbstmordrate mit 24,6 Suiziden pro 100.000 Menschen, etwa doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt. Daher versucht die Regierung unter anderem durch solche Maßnahmen die Verzweifelten in letzter Sekunde aufzuhalten.


Vielleicht ein schlechtes Thema für diese Woche (und es hat nichts mit dem folgenden zu tun!), dennoch wollte ich es nicht unerwähnt lassen.

Diese Woche komme ich nicht zur Ruhe, weder auf meinen Sport, noch auf meine Bücher kann ich mich wirklich konzentrieren. In 3 Wochen verlasse ich das Land. In 6 Wochen endet meine Klosterzeit unwiederbringlich. Und dann? Meine Zukunft ist ungewiss wie lange nicht mehr. Nach meinem Abitur war ersichtlich, dass ich studieren möchte. Danach folgte natürlich eine Arbeit und schließlich die Klosterzeit.

Nun gilt es eine gänzlich neue Arbeit zu finden, vielleicht in der Medienbranche, vielleicht auch nicht. Wird es diesmal wieder eine Stadt in der Nähe der Heimat oder ziehe in weiter weg? So oder so, ich werde mich in einer neuen Stadt einleben müssen. Das beunruhigt mich.

Doch habe ich das in den letzten Monaten nicht mehrfach erlebt? Ich habe mich den Schweizer Schneestürmen gestellt, habe Raketen über meinen Kopf explodieren gesehen und bin auf eigene Faust in ein völlig fremdes Land vorgestoßen. Jedes Mal neue Menschen, neue Aufgaben und Herausforderungen.

Was kann mir das normale Leben noch anhaben? Zeig mir was du kannst, dich zwinge ich auch noch in die Knie!

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