Frei von Sorgen

Die letzten Tage war ich ziemlich besorgt…

Die Gartenkatze hatte eine leichte Entzündung rund um ihr rechtes Auge, sodass sie dieses stets zugekniffen ließ. Glücklicherweise klang die Infektion ab, sodass sie mich mit zwei aufgerissenen Augen begrüßen konnte. Nun bin ich wieder sorgenfrei.

Die Gartenarbeit ist gar nicht so einfach, wenn das Fellknäuel sich auf die Hand stellt und sich daran reibt. So musste ich das Unkrautjäten mehr als einmal unterbrechen, um die Kleine zufriedenzustellen.

Mittwochs luden die Jesuiten zu der großen Feierlichkeit bezüglich ihres Ordensgründers Ignatius von Loyola ein. Auf dem großen und sehr gepflegten Gelände zelebrierte der Patriarch Pierbattista Pizzaballa den gemeinsamen Gottesdienst, bevor die Jesuiten zu einem großen Bankett einluden. Der Grill wurde allzu früh angefeuert, sodass der Weihrauchduft gänzlich durch dampfendes Fett überdeckt wurde, aber da ich mich an dem Fleisch gütlich tat, will ich darüber nicht meckern.

Diese Woche wurde das Kloster von teils längeren Stromausfällen geplagt (die inzwischen behoben werden konnten). Da Pater Simeon somit auch keinen Computer benutzen konnte, um mir weitere Bibliotheksaufgaben zu übergeben, schenkte er mir einen freien Tag, wodurch ich mit zwei Gästen eine Museumstour unternehmen konnte. Beginnend im Israel-Museum konnte ich das alte Israel sehen, wie es Flavius Josephus etwa zu Zeiten Jesu beschrieb, dementsprechend mit dem großen Tempel in der Mitte.


Schimpft mich ungebildet, aber vor meiner Ankunft in Israel waren mir die Qumran-Rollen kein Begriff. Die alten jüdisch-religiösen Texte wurden in der Nähe des Toten Meeres gefunden und können prinzipiell im Israel-Museum besichtigt werden. Dummerweise wurden diese seit dem 7. Oktober aus dem Besucherbereich entfernt, um sie in „Sicherheit zu bringen“. Völlig nachvollziehen kann ich diese Handlung nicht.


Das Museum verdient mehr Zeit, als wir geben konnten und so mussten wir die Kunstausstellungen ignorieren und uns im archäologischen Bereich nur auf die Highlights konzentrieren.

Nun könnte ich viel berichten und noch mehr zeigen, doch will ich mich auf ein spezifisches Thema beschränken: der menschliche Körper. Die antiken Künstler zeigten nicht einfach nur trainierte Körper um ihrer Schönheit willen, dahinter lag eine Philosophie.

Laut Platon besteht die menschliche Psyche aus drei Bestandteilen. Dem Logos (repräsentiert durch den Kopf), der Eros (repräsentiert durch Bauch und Geschlecht) und schließlich Thymos (repräsentiert durch die Brust).

Die breite Brust eines römischen Soldaten zeigt seine Energie und seinen Mut. Mit breiter Brust kämpft der Soldat für seine Prinzipien und seine Ehre und ruft dabei: Ich bin die geballte Manneskraft. Ich bin der Grimm gegen das Feige. Du müsstest sein wie ich.

Trotz Irrungen und Fehlgriffen in der Kunstgeschichte haben wir dieses Ideal nie abgelegt. Rodin zeigt wahrlich keinen glücklichen Adam und dennoch beeindrucken seine Formen. Dies ist ein Mann, der trotz seiner Fehler den göttlichen Funken in sich trägt. Ein Mann, der trotz vergangenem Irrtum voll des Potenzials steckt. Ein Mann, der einst den Kopf heben wird und sich die Erde, auf die er noch befangen zeigt, untertan machen wird. Ein Hoch auf den gestählten Körper!

Nach dem ersten Museum mussten wir lediglich die Straßenseite wechseln, um das Bible Lands Museum zu betreten.

Auch hier wurden einige Exponate aus Sicherheitsbedenken entfernt. Nun ja, kein Blogeintrag ohne Konflikt…

Auch hier wieder nur zwei Highlights, mit einem antiken Brettspiel und einem mumifizierten Falken.


Um die Woche entspannt ausklingen zu lassen, setzte ich am Samstag einen lang gehegten Plan in die Tat um und besuchte den Biblischen Zoo in Jerusalem. Der Name mag mehr Attraktion denn Konzept sein, da sich dort auch allerlei Tiere finden, die nicht in der Bibel genannt wurden, aber zumindest fand sich an einigen Schildern die jeweilige Textstelle.

Ich mag Zoos. Zwar kann ich nicht mehr mit der gleichen Begeisterung die vielen Tierarten entdecken, wie es die dortigen Kinder vermögen, doch farbenfrohe, verspielte und für westliche Augen selten zu sehende, exotische Tiere können auch mich erfreuen. Um diesen Eintrag nicht zu einer Bilderorgie verkommen zu lassen, beschränke ich mich auch hier.






Neben der Schönheit fasziniert uns Menschen an den Tieren ihre Natürlichkeit. Ohne Persönlichkeitskrisen und Selbstzweifel scheinen sie ganz sie selbst zu sein. Sie leben ihr eigenes Sein aus, völlig kompromisslos. Darum nennt Eckhart Tolle seine Katzen die größten Zen-Meister denen er je begegnen durfte.

Doch zur Natur gehört auch der Kampf, weswegen mein letztes Bild ein wenig blutig ist. Wenn der Mensch in der Lage ist, diese Grundbedingung des Lebens zu akzeptieren, mag er frei von Angst leben können.

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