Der Vater aller Dinge

„Der Krieg ist der Vater aller Dinge und der König aller. Die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien.“

Seit jeher übt der Krieg eine Faszination auf den männlichen Teil der Gesellschaft aus. Angefangen bei Actionfiguren, über Rittergeschichten, hin zu modernen Kriegsfilmen. Der Kampf beinhaltet durch seine Klarheit und Absolutheit (Sieg oder Tod) eine unbeschreibliche Anziehungskraft – zumindest gilt dies für den Mann in seinem gemütlichen Wohnzimmer, innerhalb eines friedvollen (und dadurch auch langweiligen) Leben. Bleibt diese Faszination auf in der direkten Konfrontation bestehen?

Nachdem das israelische Militär einen Hisbollah-Offizier tötete, ließ die Reaktion nicht lange auf sich warten und am 07.07. wurden einige Raketen in Richtung Tiberias geschickt, der nächstgrößeren Stadt zu Tabgha. Dadurch wurden folgende Bilder möglich.

Nach der Messe waren dumpfe Schläge zu hören und der Blick in den Himmel ließ seltsame Wolken erkennen. Ich konnte das Oratorium früh genug verlassen, um noch eine Explosion am Himmel zu entdecken, ein kleiner Feuerball, der sich in solch eine Wolke verwandelte.

Die Erfahrung ließ mich fasziniert zurück, auch in mir steckt ein Krieger, der von dieser martialischen Gewalt angezogen wird. Doch alles in absoluter Sicherheit. Die Raketen wurden nicht nur abgeschossen, sie wären auch nie bei uns gelandet, daher kann dies nicht einmal als Vorgeschmack auf einen Bombenhagel gedeutet werden. Ein Teil von mir fragt sich, wie ich in einer ernsthaft lebensgefährlichen Situation reagieren würde. Könnte ich weiterhin so arrogant daherreden oder würde ich mich in Fötushaltung nach meiner Mutter sehnen? Wer weiß… Ich kann mich lediglich geistig und körperlich auf solch eine Situation vorbereiten, damit einst Senecas Worte auch auf mich zutreffen.

„Nichts, sagte er, kommt mir unglücklicher vor als ein Mensch, dem nie etwas Widerwärtiges begegnet ist. Denn er hat keine Gelegenheit gehabt, sich selbst auf die Probe zu stellen. Mag ihm auch alles nach Wunsche gegangen, ja seinem Wunsche vorausgeeilt sein, das Urteil der Götter über ihn war doch kein günstiges: Er schien ihnen nicht würdig, aus einem Kampfe mit dem Schicksal dereinst als Sieger hervorzugehen. Das Schicksal weicht gerade den größten Memmen aus, als spräche es: Was soll mir dieser als Gegner taugen? Er wird alsbald die Waffen strecken; gegen ihn bedarf es nicht meiner vollen Macht.“

Nach diesen pathetischen Worten (mal wieder) noch ein paar Worte über meine Abschlusswoche in Tabgha. Nachdem ich etwa 15 Liter Schweiß bei der Hausräumung aus meinen Poren ausschied, genehmigten wir uns noch ein wenig Zeit für Ausflüge. In Kafarnaum gibt es nicht nur Ausgrabungen einer alten Synagoge, dort wird auch das Wohnhaus des Petrus verortet.



Mit dem Auto fuhren wir an unserem letzten Tag nach Nazareth, um die Verkündigungsbasilika zu besuchen.


Der Tradition nach erschien dort der Erzengel Gabriel Maria, um ihr von der baldigen Schwangerschaft zu berichten. Dementsprechend waren dort diverse Marienbildnisse aus diversen Kulturbereichen dargestellt, wobei mir vor allem die ungewohnten asiatischen gefielen.


Zu meiner Freude findet sich dort auch ein altbekanntes Gesicht.

Direkt neben der Basilika wird in einer weiteren Kirche Jesus Ziehvater Joseph gedacht.


Unser nächstes Ziel führte uns auf den Berg Tabor. Dort fand der Überlieferung nach die Verklärung Christi statt, sodass sich dort natürlich auch eine Kirche finden ließ. Glücklich war ich in diesem Moment aber mehr über den Wind, der mich etwas kühlen konnte. Wundervoll ist auch die Aussicht über die weite Ebene, die wir leider wieder gegen unser stickiges Auto eintauschen mussten.


Somit endete mein Ausflug nach Tabgha. Nach dem kurzen „Urlaub“ in der Natur freue ich mich wieder auf das ereignisreichere Stadtkloster und auch auf die (etwas) kühleren Temperaturen. Nichtsdestotrotz eine spannende Zeit und wenn die Raketen nicht doch noch einschlagen, ist eine Rückkehr sicher.

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