Eine Woche über Nichts

Es gibt Wochen, da fliegen meine Finger über die Tastatur und ich verfasse den wöchentlichen Bericht meiner Erlebnisse und binde diese in eine größere Erkenntnis ein, die ich darüber gewinnen konnte. So waren die letzten Israel-Wochen gefüllt mit dem Thema „Sinnlichkeit“, dass mich auch durch meine Lektüre des legendären Giacomo Casanova beschäftigte.

Sicherlich könnte ich auch nur meine Tätigkeiten beschreiben, doch ich habe einen höheren Anspruch. Nicht nur um meinen Blogeintrag interessant zu gestalten, meine Klosterzeit an sich soll nicht nur ein hübscher Urlaub sein, sondern, wie der Titel schon besagt, eine Seelenreise.

Und nun sitze ich vor meinem Rechner und mir will einfach kein Thema einfallen… Habe ich diese Woche denn nichts gelernt – abgesehen von allzu privaten Erkenntnissen, die ich hier nicht teilen möchte?

Vielleicht fällt mir ja während des Niederschreibens etwas Kluges ein, also erstmal zu den Ausflügen.

Anlässlich der Heiligenfeier des Antonius, besuchte der gesamte Konvent die franziskanische Salvatorkirche im Herzen der Jerusalemer Altstadt. Die Mönche führten uns durch die üblichen steinernen Gassen und bogen plötzlich in einen unscheinbaren Eingang ab. Da fand ich mich plötzlich in einer ballsaal-ähnlichen Kirche wieder, was von außen nicht zu erwarten war.


Neben einer Unmenge von Geistlichen war durch Kirche auch ordentlich mit profanem Volk gefüllt und dennoch wurde ich für eine Lesung auserwählt. Mit Händen und Füßen verständigte ich mich mit dem italienisch-sprechenden Mönch und wurde von ihm an dem Ambo geführt um eine biblische Lesung in englischer Sprache vorzutragen. Glücklicherweise konnte ich meine Sprachkenntnisse in Einsiedeln mit Brother Basil üben, sodass mir dies auch ganz gut gelang.

(Ich bin übrigens der Linke.)

Am Samstag nahmen wir Volontäre an einem Gemeindeausflug zu der Kloster-Kreuzfahrerkirche in Abu Gosh teil. Das großflächige Areal liegt zwar Mitten im Ort, kreiert aber durch den gepflegten Garten eine Oase in der Stadt und ermöglicht eine Ruhe, die sich in der Dormitio kaum finden lässt.


In der alten Kirche feierten wir natürlich auch eine Messe, die durch die vielen Kinder kaum als ruhig bezeichnet werden kann. Einer der Väter fasste die Situation mit „ein schlechter Tag, um fürs Kinderkriegen zu werben“ zusammen.

Tierische Begegnungen fanden diese Woche auch statt. Neben den streunenden Katzen sah ich seit langem wieder einen Hund, doch dem Armen setzte die Sonne ziemlich zu, sodass er sich kaum abseits seiner Schattenplätze sehen ließ.



Die Woche endete nun mit der Begegnung des deutschen Botschafters Steffen Seibert. Der Kontakt war recht kurz, da der Abt natürlich wichtige Themen zu besprechen hatte, doch zumindest konnte ich ihm die Hand schütteln.

Das war also meine Woche, sonst noch ein wenig Arbeit im Garten, Archiv und der Bibliothek. Unter welchem thematischen Stern kann ich dies nun zusammenfassen? Mir fällt immer noch nichts ein. Vielleicht ist auch das eine Erkenntnis – nicht jede Woche muss ein lebensverändernder Einschnitt geschehen. Manchmal muss die Stagnation mit einem Lächeln angenommen werden.

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