Deus Vult

Deus Vult – Gott will es – rief die Menschenmenge Papst Urban II. entgegen, als dieser zur Befreiung Jerusalems und damit dem ersten Kreuzzug aufrief.

Zwar reise ich nicht mit dem gleichen Ziel nach Israel, doch mit derselben Selbstverständlichkeit. Na ja, fast…

Ich hatte mich recht früh für meine Klosterzeit entschieden, den Vertrag mit allen Aufenthaltsorten unterschrieb ich fast ein Jahr vor meiner Ankunft in Einsiedeln. Darunter befand sich auch Israel.

Der 7. Oktober machte es unsicher, ob ich meine Klosterzeit wie geplant erleben sollte, doch meine Ankunft im Mai lag so weit in der Zukunft, da machte ich mir wenig Sorgen und beteuerte stets weiter nach Jerusalem reisen zu wollen. Die Monate vergingen und nach mehreren Gesprächen mit Pater Simeon befinde ich mich also im Heiligen Land. Lediglich mein Koffer blieb noch ein wenig in Deutschland und soll erst heute nachkommen – die Mönche waren aber so freundlich mir alles Wichtige bereitzustellen.

Aufgrund des beginnenden Sabbats holte mich Pater Simeon Freitagnachmittag vom Flughafen ab, da das Land aufgrund des Ruhetages tatsächlich zum Stillstand kommt. Schon ein erster Vorgeschmack auf ein wertegeleitetes Land. Die nächste Auffälligkeit waren die Abertausenden an Flaggen, die neben der Autobahn wehten, aber auch überall in der Stadt zu finden sind. Vor wenigen Tagen feierte Israel seine Unabhängigkeit, doch gerade durch die kriegerischen Umstände kommt es zu einer Zurschaustellung an Patriotismus.

Mein neues Heim, die Dormitio-Abtei, ist noch gar nicht so alt und wurde erst vor über 100 Jahren von Kaiser Wilhelm II. gespendet. Das Kloster hat langfristige Renovierungsarbeiten hinter sich und wurde erst letztes Jahr neu eröffnet, daher strahlt es noch eine unverbrauchte Jugend aus.



Im Gegensatz zu Einsiedeln ist der Konvent hier relativ klein, nur etwas mehr als 10 Mönche leben hier, wobei sich die Anzahl noch zwischen Jerusalem und Tabgha aufteilt. Doch die geringe Größe ist hier alles etwas anders. Der Wechselgesang findet zwischen einem Kantor und den restlichen Mönchen (und Gästen) statt. Der Essen ist als Buffet organisiert, die Lesung findet per Podcast statt, wobei zumindest die Bibel- und Heiligenlesung noch in persona stattfindet.

Pater Simeon hatte bereits angekündigt, wie wenig Pilger sich gerade im Land befinden. Das mag zwar schlecht für die Tourismusbranche sein, bietet mir aber die Möglichkeit, die Heiligen Stätten leer zu erleben. So hat mich mein erster Spaziergang zu König Davids Grab und der Klagemauer gebracht, welche nahezu verlassen war.


Dennoch befinden sich hier einige Betende. Diesen wird in diversen Bücherregalen auch eine Vielzahl von Büchern für ihre eigene Litanei bereitgestellt.

Und heute konnte ich das Pfingstfest „vor Ort“ feiern. Mit einigen Priestern und Seminaristen wurde ein mehrsprachiger Gottesdienst gehalten, unweit von dem tatsächlichen Ereignisort. Ein imponierendes Ereignis waren die fallenden Rosenblätter aus der roten Pfingstkuppel, welche die Herabkunft des Heiligen Geistes darstellen soll. Ein besonders Fest an einem besonderen Ort – es war die richtige Entscheidung die Reise wahrzunehmen.

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