That’s our best idea – another mass?

Nun bin ich schon so lange im Kloster, dass ich die verstreichenden Monate kaum mehr bemerke – letzte Woche war ja schon mein Vier-monatiges-Jubiläum. Wie schnell doch die Zeit vergeht und sich meine Zeit in Einsiedeln auch langsam dem Ende hin zuwendet. Noch etwa einen Monat und ich werden mich nach einem kurzen Heimaturlaub nach Israel begeben.

Daher sollte diese Woche ein lang gehegter Plan umgesetzt werden. Zusammen mit Pater Jean-Sébastien und Pater Benedict habe ich in der schuleigenen Lounge mit Fernseh- und Lautsprecheranlage den Film „Die Hütte“ gesehen. Das Buch hatte ich ja bereits in diesem Blog rezensiert und der Film ist sehr werkgetreu umgesetzt, eine definitive Empfehlung.

Diese Woche kam es auch wieder zu einer Verabschiedung. Unser amerikanischer Langzeitbesucher Brother Basil aus dem Einsiedler-Tochterkloster St. Meinrad hat uns nach seiner 2 ½-monatigen Anwesenheit wieder verlassen, um nach Indiana zurückzukehren. Der Brite mit spanischen Wurzeln hat es sich nicht nehmen lassen, noch eine Abschiedsfeier zu veranstalten, die wie üblich länger dauerte und mit ordentlich Rotwein begossen wurde. Ich werde diesen Kosmopoliten vermissen. Stets mit einem Lächeln auf dem Gesicht konnte er über Bodybuilding mit gleicher Freude wie von der Verwendung altgriechischer Buchstaben in einem obskuren Text sprechen, den er in der alten Bibliothek ausgraben konnte. Er war immer voller Begeisterung am Singen oder Orgelspielen, selbst nach solchen feuchtfröhlichen Abenden, nach denen selbst ich Schwierigkeiten hatte, aufrecht zu stehen - mit halbem Alter. Und genauso faszinierend war seine Lebensgeschichte – neben seiner Verwandtschaft zum englischen und spanischen Königshaus, sein Klosterein-, -aus- und wieder -eintritt, hat ihn sein Leben auch einmal in den nördlichen Polarkreis geführt. Einsiedeln wird ohne ihn wieder etwas ruhiger, aber wir haben unsere Mailadressen ausgetauscht und werden weiterhin in Kontakt bleiben.

Die oben genannte Abschiedsfeier begann allerdings nicht ganz problemfrei. Der Beginn direkt nach der Komplet wurde etwas verzögert…

Gastfreundschaft ist ein wichtiger Aspekt der benediktinischen Spiritualität, daher kam es in meiner Zeit selten vor, dass einmal gar kein Gast vorhanden war. Die Variation ist groß, ob nun Pilger auf dem Jakobsweg, Gläubige, welche ihre Gottesbeziehung vertiefen wollen, angehende Priester, die sich auf ihr Amt vorbereiten oder einfach Interessierte, die eine Auszeit suchen. Diese Woche kam ein junger Mann zu Besuch, der von einigen Krankheiten geplagt schien, sodass er manche Gebetszeiten und Essen aussetzen musste. Doch am Ende der Komplet fiel er plötzlich krampfend um. Wie die meisten stand ich geschockt an der Seite und hielt das Ganze für einen kurzen epileptischen Anfall, wie ich diese als Kind auch schon hatte. Frater Benno-Maria bat mich die beiden anderen Gäste aus der Klausur zu bringen und ich konnte beim Gehen nur noch sehen wie Pater Benedict – ein ausgebildeter Krankenpfleger – mit einer Herzdruckmassage begann. Das hat uns Besucher etwas aus der Fassung gebracht und wir befürchteten schon Schlimmstes. Wie sich später herausstellte, wachte der junge Mann kurz später auf und wurde ins Krankenhaus gebracht und so konnten wir bei Brother Basils Verabschiedung alle einen Drink vertragen.

Das Schicksal ist nicht immer allen wohlgesonnen und so kann ich wieder meine Dankbarkeit für meinen gesunden Körper spüren.

So tragisch dieser Vorfall war, konnten die späteren Gespräche eine gewisse Situationskomik nicht missen lassen. Wie Frater Benno-Maria später berichtete, konnte er sehen, wie der Gast seinen Atem aushauchte und wusste nicht was er jetzt tun sollte – wiederbeleben oder ein Sterbegebet aufsagen. Pater Benedict meinte nur, wenn sie jung genug sind, dann wiederbeleben. Einige Mönche beteten nach dem Vorfall noch kurz für den jungen Mann.

Die ganze Situation erinnerte mich an die legendäre irische Fernsehserie „Father Ted“. Als sich sein Kumpane Dougal in einem Milchwagen mit Bombe wiederfindet, ruft Father Ted zwei weitere Priester an, um seinen Freund zu retten. Ihre Lösung: erst mal eine Messe abhalten. Als das nicht funktioniert, setzen sie sich erneut zusammen und nach langem Pläneschmieden kommt Father Ted zu dem Schluss „That’s our best idea – another mass?“. Aber verdammt – ich liebe diese Einstellung. Ein Hoch auf die Geistlichen.

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