Die fleißigen Bienchen

Jetzt bin ich schon ein paar Dutzend Mal an dem kleinen Häuschen im Herrengarten vorbeigegangen und habe erst jetzt erkannt, dass es sich dabei um ein Bienenhaus handelt. Auf der Rückseite fliegen die fleißigen Insekten ein und aus, unter dem wachsamen Schutz des Kreuzes. Stören ließen sie sich von meiner Anwesenheit nicht, ganz zielgerichtet flogen sie aus, um die nächsten Blütenpollen aufzusammeln.

Doch das Einsiedler Klima zeigt sich beiden Parteien gegenüber undankbar. Nachdem ich meine freien Stunden in den letzten Wochen damit verbracht habe in der prallen Sonne zu schwitzen (und mir einen Sonnenbrand einzufangen), ist das Kloster nun wieder im festen Griff von Väterchen Frost. Weder die strahlenden Frühlingsblumen, noch die arbeitsamen Bienen dürften sich darüber sonderlich freuen, aber bei einer Lage von etwa 1.100 Metern über dem Meeresspiegel mag sich die Natur auch daran gewöhnt haben.

Und mindestens genauso fleißig wie die kleinen Krabbeltiere sind auch wir Klosterzeitler. Nach etwa vier Monaten Arbeit wurde nun die letzte Bank geschliffen. Das letzte Mal Holzstaub einatmen und sich die Späne aus den Haaren klauben, das letzte Mal verdreckt ins Zimmer kommen und sich für den Gottesdienst reinigen – eigentlich schade… Ob nun Schule, Studium oder Arbeit, meine Alltagstätigkeiten fesselten mich meist an den Schreibtisch. Doch selten wird dadurch etwas erschaffen, dass man in Händen halten, betrachten und präsentieren kann. Zumindest für mich persönlich greift hier Marx „entfremdete Arbeit“ eher als bei der Arbeitsteilung. Es war eine spannende Erfahrung einmal „mit den Händen“ zu arbeiten. Das wird mich nicht auf den Weg eines Handwerkers führen, aber ich fühle mich nun bereit handwerkliche Arbeit in meinen Alltag einfließen zu lassen, etwas, das ich früher stets meinem Handwerker-Vater überlassen habe. Das steigert nicht nur die Selbstwirksamkeit und senkt die Abhängigkeit von gesellschaftlichen Strukturen, es erscheint mir auch schlicht männlich. Was man nicht alles in einem Kloster lernt.

Ansonsten gab es diese Woche noch einige Reisevorbereitungen. Nicht nur konnte ich meinen Flug nach Südkorea buchen, am Montag werde ich nach Lugano reisen und dort eine Nacht verweilen. Nicht nur um die Landschaft zu genießen und auch den italienischen Teil der Schweiz zu entdecken, sondern hauptsächlich um auf den Spure Hermann Hesses zu wandeln, der dort lange Zeit gelebt hat und in Gentilino begraben liegt. Doch dazu nächste Woche mehr.

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