There is no tomorrow pt. 2

 

“If one is born as a male, at least once in his life, he'll dream of becoming the strongest man alive.”

Mein Rücken schmerzt, genauso meine Brust und meine Arme. Auch das Knien bereitet mir heute Probleme – mehr davon!

Vor einem Monat starb der große Carl Weathers, allem voran bekannt durch seine Rolle Apollo Creed, der uns im dritten Rocky Teil erinnert hat, dass wir verdammt nochmal unseren faulen Arsch bewegen sollen, denn: There is no tomorrow!

In meiner Jugend habe ich das Fitnessstudio immer belächelt. Ich bin doch ein achso kluger Kerl, warum sollte ich mich täglich mit schweren Gewichten abmühen, das ist doch etwas für Proleten. Ich war zwar nicht gänzlich unsportlich und meine Genetik mag geholfen haben, nicht aufzugehen wie ein Hefeteig, aber irgendwann war mein Bauch runder als er sein sollte, meine Arme kümmerlich und ich kein sonderlich eindrucksvoller Anblick.

Aufgrund meines Entschlusses zur Klosterzeit wünschte sich meine Mutter einen letzten Familienurlaub und dieser führte uns auf ein Aida-Schiff. Die ganzen zwei Wochen war ich ein angespanntes Nervenbündel. Bald soll ich mich für ein Jahr hinter Klostermauern einsperren – das lässt einen die bisherigen Lebensentscheidungen hinterfragen… Ob dies nun den Ausschlag gab oder einfach Langeweile, aber ich besuchte das schiffseigene Fitnessstudio. Und am nächsten Tag wieder. Und danach wieder. Eine Stunde Radfahren und danach Gewichte heben bis die Muskeln schmerzen wurde mir zum Genuss. In kindlichem Übereifer wollte ich auf dem Schiff hauptsächlich nur Fleisch und Magerquark zu mir nehmen. Alles für die Gains.

Aus dieser Freude entwickelte sich die Idee doch noch näher an meinen Arbeitsplatz zu ziehen, um die letzten sechs Monate regelmäßig trainieren zu können. Gesagt, getan, angemeldet, bewegte ich meinen schmächtigen Körper ins Gym und trainierte einfach mal so drauf los. Nach einiger Zeit ließ ich mir überhaupt erstmal zeigen wie sich die wichtigsten Maschinen bedienen lassen und stellte einen Trainingsplan auf, an den ich mich selten hielt. Viel zu oft habe ich nur trainiert auf was ich gerade Lust hatte, ohne mir die Gewichte und Fortschritte zu notieren, sodass ich teils rätseln musste wie viel Gewicht ich letztes Mal als Maximum hatte. Also einmal alle Anfängerfehler. Doch die Faszination blieb und so wollte ich auch während meiner Klosterzeit ein Training absolvieren.

Am ersten Tag angemeldet und mit den Fehlern im Kopf habe ich mir nun einen festen Wochenplan erstellt und kann dadurch regelmäßig die Gewichte erhöhen. Auch kann ich körperliche Änderungen wahrnehmen, das Training zeigt also seine Wirkung.

 

Doch wieso das Ganze? Gesundheitliche Aspekte mögen nicht zu vernachlässigen sein, doch das ist kein Antrieb. Will ich mit meinen breiten Armen die Damenwelt beeindrucken, wenn ich wieder in die normale Welt zurückkehre? Vielleicht schon eher, aber das ist auch keine tägliche Motivation.

Wieder muss ich mich einem Rocky-Zitat bedienen: „Wenn ich beim Läuten vom Schlussgong immer noch stehe, dann werde ich zum ersten Mal in meinem Leben wissen, dass ich nicht nur irgendein Penner, ein Niemand bin.“

Anfang der Woche fühlte ich mich etwas krank und verzichtete daher auf das Training. Donnerstags fühlte ich mich zu Beginn des Trainings immer noch etwa kurzatmig und konnte nicht die Leistung bringen, die sonst möglich wäre, aber ich habe meinen Trainingsplan verdammt noch mal durchgezogen. Ich war keine Pussy zu mir selbst, wie dies ein David Goggins sagen würde.

So kann ich mir jeden Tag meinen eigenen Willen beweisen und zeigen, dass ich kein Penner bin, der bei jeder Schwierigkeit aufgibt und versagt. Ich hebe dieses Gewicht und wenn ich zwei Stunden dazu brauche.

Tagsüber den Geist anbeten und abends den Körper. Vielleicht nicht gerade katholisch, aber das Richtige für mich.

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