Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.

Einsiedeln ist seltsam… Letzten Sonntag habe ich nach der Vesper noch einen kurzen Spaziergang gewagt, bei dem mir das halbe Gesicht abgefroren ist und gestern genoss ich die warme Abendluft nach der Komplet. Und trotz unwirklicher Natur streckte mir die nächste Frühlingsblume das Köpfchen entgegen.


Doch besonders war diese Woche nicht nur der Wetterumschwung, sondern auch die Osterfeierlichkeiten. Beginnend am Palmsonntag, an welchem (allzu stachelige) „Palmblätter“ geweiht und verteilt wurden.

Fortgesetzt mit dem Hohen Donnerstag (in meiner Heimat wohl eher bekannt unter Gründonnerstag). Bei der „Messe vom letzten Abendmahl“ wusch der Abt unter Beobachtung aller Kirchgänger den gewillten Klostergästen die Füße. Auch uns Klosterzeitlern wurde diese Ehre angeboten, allerdings lehnte ich dankend ab. Zuerst fand ich die Idee ansprechend, wäre ja auch eine spannende Geschichte für jede Cocktailparty „Hey, mir hat schon mal ein Abt die Füße gewaschen.“, allerdings handelt es sich dabei nicht nur um irgendeinen Geistlichen, sondern um Abt Urban, den ich über die Monate persönlich sehr zu schätzen gelernt habe. Das hat mich dann doch abgehalten, ihm meine Quadratlatschen ins Gesicht zu halten. Dann doch lieber das Spektakel mit respektvollem Abstand betrachten.

Am Karfreitag wurde das verdeckte Kreuz feierlich freigelegt und welch Überraschung - hinter dem Tuch war ein Jesus verborgen und kein Osterhase. Diesen habe ich erst später bei einem Kurzeinkauf besuchen dürfen.

Die Gebetszeiten änderten sich zuletzt auch von Tag zu Tag. So gab es eine Zusammenführung von Vigil und Laudes zu einer Trauermette, welche imposant durch den Kirchenchor unterstützt wurde. Nur die Dauer von 1 ½ Stunden lässt doch eine gewisse Kälte in die Knochen ziehen, sodass ich mich gegen Ende nach einem heißen Tee sehnte.

Und die Kirche war wieder einmal voll. Unter anderem lag dies an einer organisierten Wallfahrt (von Albanern, wenn ich mich nicht irre), deren Ausmaß man schon vor dem Klosterplatz an den belegten Parkplätzen sehen konnte.

Wer von den Gebeten nicht genug bekommen konnte, durfte am Freitag die ganze Nacht hindurch (oder auch kürzer) das Allerheiligste in der Magdalenenkapelle verehren, zusammen mit anderen Mönchen, die für das Wachen eingeteilt waren. Doch nach inzwischen vier Monaten Kloster wird mir wohl vergeben werden, wenn ich mich einem ganz fleischlichen Bedürfnis hingegeben habe: dem Schlaf. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt zwei Nächte über neun Stunden Schlaf erhalten konnte und mein Körper schien dies nach dem üblichen Gebets-, Arbeits- und Sportrhythmus gebraucht zu haben. Und die Arbeit zeigt Wirkung, ich verbringe mehr und mehr Zeit vor dem Spiegel meine Muskeln anzuspannen, um die neuen Wölbungen bestaunen zu können, mich an meinem Anblick zu erfr… Aber kommen wir doch zurück zu einem gesitteten Klosterblock.

Der Schlaf kam von Samstag auf Sonntag wieder etwas kurz. Schuld war nicht nur die Zeitverschiebung, sondern auch die Osternachtfeier. Nachdem die Kirche vollständig abgedunkelt wurde, gingen die Mönche mit der Osterkerze durch die Bankreihen, um damit nach und nach die Kerzen der Besucher zu entzünden. So erstrahlte die Kirche in einem Kerzenmeer, bis die elektrische Beleuchtung nach diesem Ritual langsam eingeschaltet wurde. Nach dem Gottesdienst wurde sich „Frohe Ostern“ gewünscht und kurz beisammengesessen. Ich habe mich aber schnell zurückgezogen, ein Mönchsalltag beginnt stets früh, egal wie lange zuvor gefeiert wird.

Noch ein Lob an die Dekorateure. Ob in der Kirche, in der Klausur oder im Refektorium, überall ließen sich kleine Schmuckstücke finden, das aufmerksame Auge konnte auch wie schon zu Kindheitstagen ein paar Ostereier finden.



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