Die Kraft aus dem Inneren und der wahre Mann

Meine Großmutter erzählte mir gerne Geschichten. Darunter waren nicht nur Kindermärchen, sondern auch Erzählungen aus der Bibel. Natürlich kann ein Kind die Tragweite und Bedeutung letzterer kaum verstehen und so spielten für mich Klara und Klaus zusammen mit Jesus Christus auf einer Ebene.

Doch um welche Geschichten es sich auch handelt – die Erzählungen sollen ein Kind begeistern und belehren. Ein biblischer Fall hat mich bereits als Kind beschäftigt: „Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.“ Der so aufbrausende Apostel, der zuvor noch großspurig behauptet, für Jesus sterben zu wollen, verleugnet seinen Herrn bei der erstbesten Gefahr und weint bitterlich, nachdem ihm sein Verrat bewusst wurde.

Doch warum weint Petrus? Seine Handlung war durchaus klug. Er war Mitten in einer aufgewiegelten Menge und musste befürchten, körperlich attackiert zu werden. Sein Bekenntnis zu Jesus hätten diesen nicht gerettet, warum also nicht lügen und sich in Sicherheit bringen?

Weil dies Verrat an seinen heiligsten Werten bedeutet! Petrus liebte Jesus und seine Lehren, sein innerstes Wesen wäre bereit gewesen, hierfür zu leiden. Doch seine allzu menschliche Angst hat ihn „klug“ handeln und den weitaus schlimmeren – den seelischen Schmerz – ertragen lassen.

 

Diese Woche beschäftigte mich meine Buchlektüre „Der Weg des wahren Mannes“ von David Deida.

Deida beschreibt in kurzen Kapiteln, wie ein Mann sein Leben gestalten sollte, um in Beruf, (Sexual-) Beziehung und Spiritualität zu wachsen. Dabei beschreibt er einen Mann, der aus seiner inneren Stärke heraus handelt und daraus der Außenwelt seine Liebe schenken kann. Ein wichtiger Aspekt Deidas Mannsein ist dabei die Verfolgung eines Lebensziels im Gegensatz zum Frausein, das sich stärker aus der Beziehung zu anderen Menschen nährt. Ein Mann folgt also seinem Ziel, um innere Erfüllung zu erlangen, welche sich Petrus in der obigen Situation verwehrte.

 

Doch wie kann ich nach meiner inneren Stärke handeln? Was ist mein Lebensziel?

Ich war wohl nie wirklich stolz auf meine Lebensabschnitte. Abitur, Studium, Arbeit – entweder war mir die Herausforderung zu gering oder ich hielt meine Leistungen für wenig besonders. Über ein Lob habe ich mich immer gefreut, aber nachhaltige Erfüllung konnte mir dies nie geben. Wie ist solch ein Stolz zu erlangen? Manchmal habe ich die Vorstellung, eine wahrhaft bedeutende Tat ausüben zu müssen, um meinen eigenen Wert zu beweisen.

Dostojewski erteilt dieser Vorstellung eine klare Absage: „Die träumerische Liebe dürstet nach einer Großtat, rasch ausgeführt und von allen gesehen. Es kommt so weit, dass man sogar sein Leben hingibt, nur wenn die Sache schnell erledigt wird und so, dass alle es sehen und loben – wie auf der Bühne. Die tätige Liebe dagegen ist Arbeit und Geduld; sie ist für manche Menschen gewissermaßen eine richtige Wissenschaft.“ Doch erst durch diese tätige Liebe kann „Gottes wundertätige Kraft“ erkannt werden.

Und ich muss ihm Recht geben. Selbst wenn ich in meinem Leben zu einer Wundertat komme (und überlebe), wird mir dies ewig Erfüllung bieten? Wer will auf seinem Sterbebett liegen und daran denken, wie groß er doch vor fünf Jahrzehnten war.

Auch ein Shia LaBeouf spricht über eine solche Situation. Als Filmschauspieler hat er wohl alles erreicht, was man sich wünschen kann und trotzdem hat ihn seine Errungenschaft nicht erfüllt. Er musste von Erfolg zu Erfolg hetzen, um seinen Wert zu beweisen und hat sich in diesem Strudel verloren. Erst der Ausbruch aus dieser Sucht nach Äußerem (und der Auseinandersetzung mit dem Christentum – unter anderem in einem Kloster) hat zu einer Änderung geführt. Jetzt trägt er den Wunsch, seinen Liebsten nützlich zu sein und nicht stetig nach und für sein eigenes Ego zu handeln.

 

Ein Lebensziel kann ich (noch) nicht vorweisen, aber ich glaube das ist hier auch noch nicht nötig. Aber ich kann lernen aus meiner eigenen Stärke zu handeln. Nicht gefallen wollen, keinen Erfolg haben wollen, keine Wundertat wünschen, nicht „klug“ handeln, wie es ein Petrus tat, sondern mein Innerstes ganz kompromisslos entfalten – wohin auch immer mich das führt.

 

Also Männer, steht auf und handelt, wie es euer Innerstes verlangt. Sitzt nicht nur vor dem Fernseher (ich gebe ja zu, das ist eine mäßige Überleitung, aber ich wollte dir, werter Leser, den ersten Fernseher des Klosters zeigen):






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