Ein Ausflug und die Heiligen

Nach den letzten zwei ereignisreichen Wochen ist nun wieder etwas Ruhe eingekehrt und ich konnte mich dem regulären Kirchenalltag und meiner Wikipedia-Arbeit widmen.

Doch auch diese Woche gibt es etwas Spannendes zu berichten: ich durfte an dem Frater-Ausflug teilnehmen, da die jungen „Mönche in Ausbildung“ so freundlich waren mich auf ihre Reise mitzunehmen.

Mit dem Stiftsschulbus ging es zuerst nach Maria Bildstein. Dort beteten wir gemeinsam den Rosenkranz und hielten eine Messe ab, bevor wir nach einer kurzen Besichtigung des Grotten- und Stationsweges von zwei Schwestern zu Kaffee und Kuchen eingeladen wurden.

Grotten-Krippe in Maria Bildstein

Die folgende Etappe war definitiv das Highlight – wir sahen uns die Ammler Krippe an. Dort wurden handgeschnitzte Figuren in eine naturnahe Kulisse gesetzt, welche von dem Hauptverantwortlichen über Monate liebevoll im umliegenden Wald ausgesucht und transportiert wird. Selbst nachdem die alten Bäume und Moosschichten in der Kirche drapiert wurden, müssen diese weiterhin gepflegt werden um ihre Frische und Schönheit zu bewahren. Doch der große Aufwand lohnt sich allemal.

In der Realität noch viel eindrucksvoller: die Ammler Krippe

Zuletzt besuchten wir noch das Dominikanerinnenkloster Maria Zuflucht. Der Name ist dabei Programm, denn die Einsiedler Schwarze Madonna fand in jenem Kloster für einen Tag Zuflucht, als die Benediktinermönche aufgrund der französischen Truppen kurz vor Ende des 18. Jahrhunderts fliehen mussten. Daher befindet sich in Maria Zuflucht auch ein Abbild der Schwarzen Madonna, welches als Dank für den damaligen Unterschlupf vergeben wurde.

Der Besuch endete wieder mit Kaffee und Kuchen. In Dunkelheit fuhren wir am Zürichsee entlang zurück nach Einsiedeln.

Diese Ausblicke waren ein weiteres Highlight der Reise. Allzu viel der Schweiz konnte ich in meinem bisherigen Leben noch nicht sehen, daher waren die Eindrücke noch neu für mich. Und die Schweiz ist schön! Überall sind schneebedeckte Berge, große grüne Flächen und selbst unweit der Zürcher Stadt befinden sich Holzhütten wie man sie aus einem klischeehaften Bild der Schweizer Berge kennt. Und auch der Zürichsee in der Nacht mit seinen belichteten Wohnhäusern ist ein lohnenswerter Anblick (auch wenn mir die Häuser eine kleine Gänsehaut verursachten, nachdem mir Bruder Klemens erklärte, wie hoch die Mieten dort sind…).

 

Um nun einen kleinen Übergang zum nächsten Thema zu schaffen: die Dominikanerinnen konnten uns ihre Sammlung an Heiligen-Reliquien präsentieren.

Erst in den letzten Tagen wurde mir die Bedeutung der Heiligkeit klar. Der Begriff leitet sich von heil ab – demnach sind Heilige keine „besonderen“ Menschen, sondern schlicht geheilte. Wir „kranken“ Menschen müssen uns also nicht in den Märtyrertod begeben um diesen Zustand zu erreichen, sondern nur gesunden. War dies nicht auch ein Grund für mich ins Kloster zu kommen? Also zu gesunden, nicht um heiliggesprochen zu werden…

Doch bisher habe ich mir diesen Prozess zu einfach gemacht. Pater Thomas hatte mich nach der größten Herausforderung im Kloster gefragt. Ich habe weder an das stetige frühe Aufstehen, die vielen Gebetszeiten, die Arbeiten oder andere klosterinterne Themen gedacht – hier macht mir das meiste Freude oder zumindest keine Mühe – mir kam zuerst eine Ablenkung in den Sinn. Und zwar die Gedanken an meine Rückkehr.

Damit ist nicht der Wunsch endlich heimzukehren gemeint, sondern eher der Gedanke als „gesundeter“ Mann nach meinem Klosterjahr zurückzukehren. Dann bin ich geistig gefestigt, körperlich gestärkt, charismatisch und was man sich sonst noch so wünscht. Dann finde ich meine Traumfrau, wohne in einem großen Haus und führe mit meinen zwei bis drei Kindern ein Bilderbuchleben – was man als Gesunder ebenso tut.

Doch um zu heilen braucht es Zeit und Arbeit. Wenn ich die Möglichkeiten zu beidem schon im Kloster habe, muss ich diese Zeit auch nutzen und darf mich nicht ständig diesen Tagträumen hingeben.  Ansonsten komme ich aus der Klosterzeit zurück wie ich ankam und bin enttäuscht, dass mir dieses Jahr nichts gebracht hat.

Doch wie geht man solch ein Projekt an? Pater Thomas hat mir geraten eine Beziehung zu Gott auszubauen. Das versuche ich nun in kleinen Schritten und spreche am Ende des Tages mit ihm, zeige ihm meine Dankbarkeiten für den Tag, was mir Probleme bereitet hat und was ich mir für den nächsten Tag wünsche. Das ist nicht immer einfach und meine Gedanken schweifen weiterhin ab, doch diese Struktur hilft und die letzten Tage fühlten sich besser an als sonst.

Damit verbunden denke ich auch über mein Innerstes nach und wer ich bin. Doch das, werter Leser, mag ein Thema für einen anderen Tag sein.

Alles in allem geht es also voran. Und mal sehen, vielleicht bin ich nach diesem Jahr gesundet um meine Traumfrau zu finden, in einem großen Haus zu… – aber genug der Tagträumerei.


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